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Die Geschichte Kürnbergs

Die Katholische österreichische Studentenverbindung Kürnberg blickt auf eine über 110-jährige Geschichte zurück. Der Kürnberg zählt mit seinen rund 350 Mitgliedern zu den ältesten und größten Studentenverbindungen in Österreich.

Als sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts der Kulturkampf „Katholisch“ gegen „National-Liberal“ auf den Hochschule immer mehr zuspitzte, war die Gründung neuer katholischer Verbindungen ein Gebot der Stunde. Besonders die Verbindung Austria Wien tat sich hierbei hervor. Mitglieder dieser, unserer Mutterverbindung, waren es, die im Juni 1899 den Plan fassten, eine neue Korporation zu begründen. Dies geschah im Zuge einer Wanderung in der Nähe von Linz. Als sie sich gerade auf dem Kürnberg befanden, besiegelten sie ihren Plan und sangen das „Gott erhalte“. Von dieser Begebenheit rührt der Name unserer Verbindung. Er war auch deshalb passend, weil er einen äußerlich sichtbaren Bezug zum Land Oberösterreich herstellte. Kürnberg wurde nämlich als Landsmannschaft der Hochschüler aus Oberösterreich und Salzburg gegründet.
Am 6. April 1900 fand der erste Convent statt.

Die ersten Jahre standen im Zeichen des Aufbaus einer Gemeinschaft von Aktiven und des Kampfes um Anerkennung an der Universität Wien. Das öffentliche Auftreten in vollen Farben auf akademischem Boden, wie es zu dieser Zeit wöchentlich stattfand, war ein wichtiges Instrument, die katholisch-österreichische Gesinnung zu zeigen und damit auch Neumitglieder auf Kürnberg aufmerksam zu machen. Die nationalen, schlagenden Verbindungen versuchten dies der K.Ö.St.V. Kürnberg und anderen katholischen Verbindungen zu verwehren. Es kam öfters zu wüsten Schlägereien. Auch erwirkten die Nationalen beim Rektor, dass den Mitgliedern der KÖStV Kürnberg das Tragen der damals noch weinroten Kopfbedeckungen untersagt wurde, weil eine schlagende Verbindung Mützen derselben Farbe trug. Als Reaktion auf dieses Verbot, entschied sich Kürnberg altrosa Mützen zu tragen, eine Farbe, die noch mehr provozieren musste.
Im Jahre 1906 trat Kürnberg dem Cartellverband bei, der die katholischen Verbindungen in Österreich und Deutschland unter einem Dach vereinte.
Der 1914 ausbrechende 1. Weltkrieg brachte das Verbindungsleben fast vollständig zum Erliegen. Fast alle Aktiven waren zur Armee eingezogen, zahlreiche fielen an den Fronten. Auch die politischen Entwicklungen am Ende des Krieges wurden von vielen Mitgliedern Kürnbergs als katastrophal wahrgenommen. Das alte, große Vaterland zerfiel und man musste sich in der Republik neu orientieren.
Aus dem alten Wahlspruch „Für Gott, Kaiser und Vaterland“ wurde „Für Gott, Volk und Heimatland“.

Die größte Zäsur in der Geschichte Kürnbergs, wie auch aller anderen CV-Verbindungen, stellt der Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland im Jahr 1938 dar. Lange Zeit hatten die CV-Verbindungen gegen das, auch auf den Hochschulen immer mehr um sich greifende nationalsozialistische Gedankengut angekämpft – letztlich vergebens. Unmittelbar nach dem Einmarsch der deutschen Verbände wurde die Bude Kürnbergs von der SA besetzt. Nur mit Glück konnte der damalige Senior die Prunkfahne, die im Jahr 1904 geweiht worden war, retten. Der Kürnberger Ludwig Bernegger kam am Tag des Anschlusses gewaltsam zu Tode: als staatspolizeilicher Referent für die in Österreich illegale NSDAP war er an deren strafrechtlicher Verfolgung beteiligt und bezahlte dies mit dem Leben.

Die Verbindung wurde in der Folge behördlich aufgelöst und konnte sich erst nach Kriegsende neu konstituieren.

Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Verbindung wieder ins Leben gerufen und so konnte der Kürnberg im Jahr 2000 sein 100-jähriges Bestehen mit einem großen Festkommers in der Wiener Hofburg feiern.

Im Studienjahr 2009/2010 übernahm der Kürnberg auch Verantwortung innerhalb des gemeinsamen Dachverbandes als vorsitzende Verbindung des Österreichischen Cartellverbandes („Vorort“).

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Studentengeschichte

Seit langer Zeit ist das studentische Leben organisiert. Schon in der Frühzeit der akademischen Geschichte (1088 wurde in Bologna, Italien, die erste Universität begründet; die Stiftung der Universität Wien erfolgte am 12. März 1365 durch Rudolf IV, Erzherzog von Österreich) waren die Studenten in eine „Burse“ eingegliedert. Dies war eine Hausgemeinschaft, die mittels Beiträgen ihrer Mitglieder finanziert wurde (Bursa = lat. Beutel, Börse). Die Studenten lebten dort in klösterlicher Einfachheit zusammen und es bestand häufig in den Universitätsstädten sogar Bursenzwang. Außerdem wurden die Studenten zwecks Partizipation, vor allem bei der Wahl des Rektors der Universität, in sogenannte „nationes“ gegliedert. Diese entsprechen nur äußerst grob unserem heutigen Nationsverständnis, denn sie waren vielmehr auf europäische Großgebiete ausgerichtet (beispielsweise bestanden in Wien 4 nationes: die österreichische für die Studenten aus den Ländern der Habsburger und Italien; die ungarische Nation im Wesentlichen für die Ungarn Ost- und Südslawen; die rheinische für die Süddeutschen und Westromanen; schließlich die sächsische Nation für Norddeutsche, Skandinavier, Westslawen und Briten)

Im Mittelalter legten Studenten oft weite, wochen- und monatelange Wege zurück, um von einer Universitätsstadt in die nächste zu gelangen. Durch die allgemeinen Gefahren, denen man zu dieser Zeit auf den Straßen begegnen musste, ist auch das studentische Waffentragen bedingt. Aufgrund dieser Tatsache entwickelte sich im studentischen Milieu ein ausgeprägtes Duellwesen, und auf diesem aufbauend das Mensurwesen. Dieses wird von den national-freiheitlichen Verbindungen (vor allem den auch in Österreich vertretenen deutschen Burschenschaften) bis heute praktiziert. Als konfessionell-katholische Verbindung trat die KÖStV Kürnberg, so wie alle anderen Verbinbungen des Cartellverbands auch, von ihrer Gründung an gegen das Mensurwesen auf und lehnte es ab, dass sich ihre Mitglieder in übertriebenem Gehabe gegenseitig beträchtliche Verletzungen zufügten.

Die „Duellwut“ nahm vor allem bei den Landsmannschaften unerträgliche Ausmaße an. Dies war eine neue studentische Korporationsform, die sich ab dem 17. Jahrhundert bildete. (Das Wort Korporation bezeichnet in diesem Fall schlicht einen Zusammenschluss oder eine Organisation von Studenten. Es wird häufig als Synonym für das Wort „Verbindung“ gebraucht). Wenngleich es keinerlei personelle Kontinuität zwischen den Landsmannschaften der damaligen Zeit und den Verbindungen des Cartellverbandes gibt, begründeten sie manche Erscheinungsformen des studentischen Korporationswesens, die auch in den konfessionellen Verbindungen zu finden sind: sie führten die Chargen (Amtsträger) und die Probezeit für Neumitglieder (Füchse) ein. Aus den Landsmannschaften heraus entstanden gegen Ende des 18. Jahrhunderts die sogenannten studentischen Orden, die das Prinzip der Lebensfreundschaft und die Ideale der französischen Revolution pflegten. Auch führten sie als erste den Zirkel als Erkennungszeichen ihrer Korporationen.

Im Zuge der napoleonischen Kriege und dem Streben nach politischer Einigung der deutschen Staaten zu Beginn des 19. Jahrhunderts, trat eine neue Bewegung auf den Plan: die Urburschenschaft. Sie führte den Wahlspruch „Gott, Ehre, Freiheit, Vaterland“. Sie war also durchaus auch religiös (evangelisch) ausgerichtet, und hat von daher nur wenig mit den heutigen Burschenschaften, die religiösen Überzeugungen ablehnend bis feindlich gegenüberstehen gemein. Die Urburschenschaft musste sich im Jahr 1819 infolge der Karlsbader Beschlüsse, die in Österreich die Zeit des Vormärz einleiteten, auflösen.

Die Burschenschaften im heutigen Sinn, die sich danach im geheimen bildeten, waren Träger der Revolution von 1848. Mit dieser Auseinandersetzung zwischen den Fürsten Europas und den aufstrebenden freiheitlichen Kräften begann die Zeit des Liberalismus. Der deutsche Liberalismus wurde in einem nationalen Sinn übersteigert und wandte sich gegen den habsburgischen Vielvölkerstaat, der einer gesamtdeutschen Einheit im Wege zu stehen schien, und gegen die katholische Kirche (die deutschnational-liberale Losung der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts lautete: „Los von Rom“). Der Liberalismus wurde zur alles bestimmenden Kraft auch auf den Hochschulen. Um dieser Entwicklung entgegenzusteuern, traten in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts katholisch gesinnte, kaisertreue Studenten auf den Plan und gründeten die ersten Verbindungen des Cartellverbands (dessen älteste Verbindung, die A.V. Austria Innsbruck, entstand 1864). Schnell wurden aus national-freiheitlichen und katholischen Studenten erbitterte Gegner.